13
Januar
2012

Apple und die Vermarktungsstrategie Steve Jobs – Ein Plädoyer

Steve Jobs ist tot. Ja, das ist längst bekannt. Aber wie geht es mit dem Unternehmen jetzt weiter?

Beater Peter über die Vermarktungsstrategie von Apple

Nach den ersten Monaten ohne Jobs zeichnet sich noch keine dramatische Wende des Unternehmens ab. Erste Blicke auf die neue Ära Tim Cooks sind verhalten und wenig aussagekräftig. Die süddeutsche.de berichtet beispielsweise über die Zukunft von Apple und die Herausforderung für Tim Cook, aber zu wirklichen Erkenntnissen trägt der Artikel nicht bei. Was bleibt, ist ein großes Fragezeichen mit einem leichten bis starken Zweifel daran, dass Tim Cook, der eher als weniger charismatisch gilt, diese Herausforderung problemlos meistern kann.

Mir geht es jetzt weniger darum, einen kaum beachtenswerten Artikel über die mögliche Zukunft von Apple zu schreiben, sondern eher, die Vermarktungsstrategie zu betrachten. Steve Jobs hat den Weg gewählt, Apple über sich selbst zu vermarkten. Apple und Steve Jobs gehörten zusammen wie Pech und Schwefel, untrennbar verbunden. Sicher ist es ein großes Risiko, ein solches Unternehmen über eine Person zu vermarkten, und schon lange wurde davor gewarnt, was passiert, wenn Jobs plötzlich nicht mehr da ist. Viele Unternehmen schrecken mit Recht vor dieser Strategie, auf eine einzige Person zu setzen, zurück. In unserer schnelllebigen Welt ist ein CEO in großen Unternehmen schnell mal abgesetzt und durch eine andere Person ersetzt. Und dann steht das Unternehmen vor der großen, in den Augen der Presse unüberwindbaren Herausforderung, das Unternehmen neu aufzustellen, ohne die charismatische, alles einnehmende Person. Ich möchte an dieser Stelle mal ein Gegenplädoyer starten. Ich glaube nicht, dass dies eine unüberwindbare und zum Scheitern verurteilte Mission ist. Ja, es ist schwierig: Bei jeder Kleinigkeit, die falsch gemacht wird, schlägt die Presse hemmungslos zu, wie jetzt bei Tim Cook. Da wird peinlich genau jeder Schritt überwacht und geurteilt, dass dies ein Anzeichen für den Untergang des Unternehmens sein könnte. Apple wird nicht mehr das gleiche Unternehmen sein. Und das ist doch auch eine Chance. Ich denke, Tim Cook macht hier auch einiges richtig. Er setzt in dem Unternehmen langsam, aber stetig eigene Akzente, wie z.B. die Aktion, Mitarbeiter-Spenden zu verdoppeln, so etwas hätte es unter Steve Jobs nicht gegeben. Ich denke, es ist richtig, nicht zu versuchen, Steve Jobs zu ersetzen, das kann nicht gelingen, sondern den eigenen Weg zu finden. Ja, Tim Cook wird es schwer haben, das steht außer Frage, aber die Strategie, in einem so großen Unternehmen auf eine Person zu setzen, so risikoreich sie sein mag, halte ich dennoch für richtig. Denn Apple wäre ohne diese „Vermarktungsstrategie Steve Jobs“ nie so weit gekommen und Tim Cook hätte kaum das Problem, nun eine Verwendung für die rund 80 Milliarden Dollar zu finden, die im Unternehmen einfach sozusagen „rumliegen“.

In kleinen- und mittelständischen Unternehmen ist es üblich, die Personen des Unternehmens in den Vordergrund zu stellen. Da steht der Chef persönlich für Qualität. Klar, das Risiko ist hier nicht so groß, denn viele dieser Unternehmen sind inhabergeführt, und der wechselt einfach sehr selten. Ich habe zum Beispiel meinen Arbeitgeber auch als ein Unternehmen kennengelernt, in dem die Geschäftsführer (und Inhaber) des Unternehmens ihre eigene kleine Steve-Jobs-Show vollführen. Das hat schon angefangen, als ich mich über modus_vm informiert habe. Auf der Website (und übrigens auch in anderen Werbemitteln) sind die Geschäftsführer abgebildet und bilden das zentrale Element. Und jetzt kenne ich das Unternehmen und seine Vermarktungsstrategie natürlich besser, und dieser erste Eindruck hat sich mehr als bestätigt. Kunden werden über die „Vögele-Marotz“-Show gewonnen und gehalten. Und das Entscheidende ist: Es funktioniert. Und das gilt im Übrigen auch für viele kleine- und mittelständische Unternehmen: Es funktioniert einfach. Ich finde das logisch: Kunden kaufen lieber von Personen als von „Unternehmen“, habe ich mal in einer Vertriebsschulung gelernt. Es kommt auf das Zwischenmenschliche an, ob ich von Verkäufer A oder B kaufe. Und das gilt auch für viele Unternehmen an sich. Finde ich ein Unternehmen sympathisch, kaufe ich eher bei diesem Unternehmen ein. Und Personen fällt es nun mal leichter, Personen, die sie mit dem Unternehmen in Verbindung bringen, sympathisch zu finden, als das Mysterium Unternehmen an sich. Kleine- und mittelständische Unternehmen machen es also schon lange so. Ich finde es toll, dass sich ein so großes Unternehmen wie Apple dies getraut hat. Gut, Apple hatte damals nicht viel zu verlieren und viel zu gewinnen, wie sich gezeigt hat. Aber ich denke, ein bisschen mehr Mut könnte dem ein oder anderen Unternehmen nicht schaden. Was vielen Unternehmen schadet, ist diese Schnelllebigkeit der obersten Führungsetage. Wie sollen visionäre, langfristige Konzepte konsequent umgesetzt werden, wenn diese nach kurzer Zeit, aufgrund eines Wechsels in der Führung, nicht weiter verfolgt werden? Eine Strategie, die bspw. den CEO in den Vordergrund rückt, kann dem Unternehmen sowohl in der Vermarktung als auch in der Bindung der Führungskraft an das Unternehmen enorme Vorteile bringen. Ich plädiere also für mehr Mut in Unternehmen und für Führungspersönlichkeiten, die für das Unternehmen stehen.

Geschrieben von Beate Peter Kategorie Unternehmensführung, Marketing

Über den Autor

Beate Peter

Beate Peter

Nach dem Studium der Unternehmenskommunikation an der Hochschule der Medien Stuttgart arbeitete Beate Peter seit Anfang 2011 bis zum Oktober 2012 als Beraterin und Projektmanagerin bei modus_vm. Im Fokus ihrer Arbeit stand stets die ganzheitliche Kommunikation. Sie entwickelte kreative Marketingkonzepte mit maximaler Wirkung für unsere Kunden. Die Qualität Ihrer Blogbeiträge schätzen wir sehr, deshalb führen wie Sie hier als Gastautor weiter.