Alles wird anders, und das schon heute!
Unsere Welt ist schnelllebig geworden, und das natürlich auch im Marketing.
Ständig muss man sich mit neuen Themen auseinandersetzen, ständig gibt es neue Marketingtrends, und den ein oder anderen muss man auch noch mitmachen. Unglaublich anstrengend, nicht wahr? Oder vielleicht doch eher unglaublich aufregend?
Ich jedenfalls liebe diese Schnelllebigkeit, ich finde, das macht den Job im Marketing doch gerade so aufregend. Klar, das ist anstrengend. Mein Studium z.B. ist eigentlich noch gar nicht so lange her (ca. 2 Jahre) und doch gelten heute einige Dinge nicht mehr, mit denen wir uns damals beschäftigt haben, und noch mehr Themen sind hinzugekommen. Aber das bedeutet doch nicht gleich, dass alles, mit dem man sich damals beschäftigt hat und heute nicht mehr in dieser Form gilt, umsonst war. Auf netzwertig.com habe ich letzte Woche einen Artikel über die „Mortaliät der Digitalwelt“ gelesen. In diesem Artikel geht es unter anderem um amplify, ein Clipping-Dienst, der urplötzlich seine Plattform schließt. In diesem Artikel heißt es dann: „Wenn Dienste urplötzlich schließen, haben sie Zeit und Wissen umsonst investiert.“ Tja, damit muss man in der heutigen Zeit rechnen: Social-Media-Plattformen schließen dann und wann oder haben innerhalb kürzester Zeit kaum noch Nutzer. Ein Beispiel sind ja auch die VZ-Netzwerke. Gestern gehypt, heute werden sie kaum noch genutzt. Aber deswegen ist die Zeit, die ich investiert habe, doch nicht automatisch umsonst gewesen. Für Unternehmen hatte es eine Zeit Lang durchaus seine Berechtigung, sich in den VZ-Netzwerken zu engagieren, und zu diesem Zeitpunkt mag es richtig und wichtig gewesen sein. Sicher, die ein oder anderen Inhalte, die ich auf diesen schließenden Plattformen produziert habe, sind dann einfach weg und auch meine Community ist nicht mehr da, das kann frustrierend sein. Aber erstens darf man den Lernfaktor nicht außer Acht lassen, und zweitens bezweifele ich, dass Plattformen schließen, die von den Nutzern noch aktiv genutzt werden. Ich finde, das macht die Welt des Marketing und im Speziellen die Welt des Social Media so spannend. Niemand weiß hundertprozentig, was morgen sein wird. Es wird Zeit, dies als Chance zu sehen und nicht dem Alten hinterherzutrauern. Ja, amplify ist geschlossen, dafür gibt es jetzt hundert andere Möglichkeiten: Zeit, dass wir sie nutzen. Und Sie haben die Chance, die Zeit, die Sie bisher für diesen Dienst aufgewendet haben, für eine andere Plattform, oder für eine andere Marketingmaßnahme, aufzuwenden. Nutzen Sie Ihr aufgebautes Wissen und machen es woanders noch besser.
Das heißt noch lange nicht, dass man nun also auf jeden Trend sofort aufspringen und einfach mal alles ausprobieren soll. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können sich das einfach nicht leisten und ein „Wir machen halt mal bei allem mit“ ist sicherlich keine Haltung, die Kompetenz demonstriert. Aber auch kleine und mittelständische Unternehmen sollten eine kleine Beobachtungszentrale innerhalb des Marketings einrichten und Mechanismen etablieren, nach denen entschieden wird, ob man sich des (Trend-)Themas annimmt oder nicht. Eine Beobachtungszentrale lässt sich schnell einrichten und kostet nicht viel Zeit, z.B. über das gezielte Abonnement von RSS-Feeds, gut nutzen lässt sich auch das Folgen von themenrelevanten Twitter-Accounts, z.B. zusammengefasst in einer Liste „Trends“ o.Ä.. Zusätzlich kann eine Beobachtungsliste geführt werden, die kurz und knapp dokumentiert, welche Themen momentan als relevant betrachtet werden, jeweils mit einer kurzen Begründung. Diese Liste sollte zusätzlich eine aktuelle Relevanz-Bewertung für das eigene Unternehmen enthalten, z.B. 1 für geringe Relevanz, 6 für noch nicht relevant und 10 für sehr relevant, was bedeutet, dass man dieses Thema in den Marketing-Mix aufnehmen sollte. Diese Liste kann dann z.B. alle zwei Wochen als Basis für ein Trend-Meeting genommen werden, bei dem die Relevanz des Themas für das eigene Unternehmen diskutiert und die weitere Vorgehensweise abgestimmt wird. So ein Meeting kann normalerweise innerhalb von 30 Minuten abgehalten werden, sofern keine grundlegenden Veränderungen stattfanden.
Ich erlebe das häufiger: Kleine Unternehmen machen auch in der heutigen Zeit ihr Marketing nach Schema A, Veränderungen gibt es selten mit der Ausrede: „Wir sind ein kleines Unternehmen, für uns ist das nicht nötig.“ Werden dann mal Anpassungen der Marketing-Strategie vorgenommen, werden die reiflich überlegt und erst nach langem Abwarten und nachdem sich alle großen Unternehmen dieses Themas angenommen haben. Dabei sind doch gerade kleine Unternehmen aufgrund der kurzen Entscheidungswege dafür prädestiniert, schnell auf Veränderungen zu reagieren. Das sind echte Vorteile gegenüber den großen Unternehmen, in denen Entscheidungen über viele Instanzen hinweg getroffen werden. Daher mein Aufruf an KMU: Seht die Veränderungen als Chance und nutzt euren Vorteil der schnellen Entscheidungsmöglichkeiten. Viele mittelständische Unternehmen sind Innovationsführer auf der Produktebene, es wird Zeit, diese Innovationskraft auch auf das Marketing zu übertragen. Unternehmen werden, sofern sie mit der Konkurrenz mithalten wollen, Marketing nicht länger nach Schema A vollführen können. Marketing verlangt den Wandel. Klar kann es passieren, dass man mal auf das falsche Pferd setzt, das muss man auch einkalkulieren. Aber wenn man gezielt vorgeht, z.B. mit einer Beobachtungsliste, und Kriterien berücksichtigt, nach denen ein Trend für das Unternehmen als relevant betrachtet wird oder nicht, bietet die schnelllebige Welt so viele Chancen für das Marketing, gerade auch für kleine und mittelständische Unternehmen.