04
Juni
2012

Programmvielfalt – die Qual der Wahl

Demo_adobe

In meinem Berufsfeld realisiert man die unterschiedlichsten Projekte. Das fängt mit Grafiken (Logos, Icons, Illustrationen ...) an, führt über Bildretuschen (Farbmanipulationen, Composings, Beautyretuschen ...) und die Erstellung kompletter Layouts (Kataloge, Broschüren, Flyer ...) bis hin zur Realisation von animierten Präsentationen, Internetauftritten, Social-Media-Plattformen oder Webshops.

Bevor man mit dem Gestaltungsprozess loslegt, sollte man sich genau überlegen, welches Programm dafür am besten geeignet ist. Nicht jedes Programm eignet sich für jede beliebige Arbeit. Beispielsweise würde es keinen Sinn machen, eine Broschüre in einem Grafikprogramm zu erstellen, und umgekehrt wäre es auch umständlich, eine Grafik in einem Layoutprogramm zu erstellen. Deshalb möchte ich Ihnen hier die Unterschiede und die Vorzüge der einzelnen Programme erläutern.

Abb_1

Die Adobe Creative Suite liefert die führenden Programme der Werbebranche, wie z.B. "Illustrator", "Photoshop" und "InDesign" in einem Gesamtpaket, aktuell in der Version CS6.

 

Das Erstellen von Grafiken und Illustrationen

Grafiken und Illustrationen erstellt man am besten in einem vektorbasierten Grafik- und Zeichenprogramm. Diese Programme verfügen über die entsprechenden Werkzeuge und Funktionen, um eine Grafik gemäß den gewünschten Anforderungen zu erstellen. Im Vergleich zu pixelbasierten Bildbearbeitungsprogrammen lässt sich die Größe der Grafik beliebig ohne Qualitätsverlust auch noch im Nachhinein verändern (siehe Blogbeitrag „Von Pixeln und Vektoren – Ein Crashkurs" von Ingo Vögele). Für mehrseitige Layouts sind Grafik- und Zeichenprogramme nicht geeignet (auch wenn "Adobe Illustrator" ab der Version CS4 mehrseitige Dokumente unterstützt).

Das Programm "Illustrator" gilt seit Jahren als Standardanwendung auf dem Gebiet der Vektorgrafik. Der Name "Illustrator" wies von Anfang an auf die Zielgruppe hin: Illustratoren, vor allem aus der Werbebranche. Das Programm wurde 1987 von dem kalifornischen Softwareunternehmen Adobe Systems für den Apple Macintosh entwickelt und wird bis heute von Adobe gepflegt, weiterentwickelt und vermarktet. Die einzigen kommerziellen Konkurrenz-Produkte, die "Illustrator" je hatte, sind bzw. waren "CorelDraw", "Microsoft Expression" und "FreeHand".

Abb_2

"Illustrator" bietet für die Erstellung von Grafiken auch eine Pfadansicht, mit der nur die Vektoren (Konturlinien) sichtbar werden.

 

Das Bearbeiten von pixelbasierten Bildern

Für die Bearbeitung von Fotos und pixelbedingten Grafiken gibt es spezielle Bildbearbeitungsprogramme, die mit einer Reihe von Werkzeugen und Filtern die Bildbearbeitung ermöglichen. Hier können Bildgrößen geändert werden (bei Vergrößerungen ist dies aber immer mit Qualitätsverlust verbunden), Bildausschnitte neu definiert werden und Daten in verschiedenen Formaten abgespeichert sowie konvertiert werden. Darüber hinaus liefern Bildbearbeitungsprogramme eine breite Werkzeugpalette, die komplexe Retuschen und Composings überhaupt erst möglich machen.

Abb_3

In der heutigen Zeit ist kaum ein Foto in der Werbebranche nicht überarbeitet. Es wird geschummelt, was die Bildbearbeitungsprogramme hergeben. Auf dem obigen Bild sehen Sie links das Original und rechts das retuschierte Abbild. Den Haaransatz tiefer gesetzt, Entfernung der Hautunreinheiten, Aufhellung der Augen und ein anderer Hintergrund – nichts ist unmöglich.

Das Programm "Photoshop" wird generell als eines der funktionsreichsten Bildbearbeitungsprogramme angesehen. In der bildbearbeitenden Branche hat es sich als Industriestandard durchgesetzt. Die meisten Funktionen, die in anderer Bildbearbeitungssoftware verwendet werden, wurden ursprünglich in "Photoshop" erstmals vorgestellt.

Der sehr hohe Preis macht das Programm allerdings für Privatanwender unattraktiv und erlaubte es anderen Programmen wie "PhotoLine", "Paint Shop Pro" oder dem freien Programm "GIMP", sich im Amateurbereich zu etablieren.

 

Mehrseitige Layouts clever anlegen

Mit einem Layoutprogramm ist es möglich, ein- oder mehrseitige Layouts in beliebigen Seitenformaten zu erstellen. Die Programme unterstützen den Layouter bei der Aufteilung und Verwaltung der Seiten. Elemente werden auf den Seiten in Form von Rahmen angebracht, die anschließend mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt werden können. Hauptsächlich werden diese zum Positionieren von Texten, Tabellen, Bildern und Grafiken angewendet.

Abb_4

"InDesign" ist ein solches professionelles Layout- und Satzprogramm des sog. Desktoppublishing (DTP). Durch Adobe wurde es als Konkurrenz zum vormaligen Marktführer "QuarkXPress" aufgebaut. "InDesign" ist der Nachfolger von PageMaker, das ursprünglich von Aldus entwickelt und von Adobe aufgekauft, aber in der Form nicht mehr weiterentwickelt wurde. Seit der Version 3.0 ist das Programm Teil der Adobe Creative Suite. Speziell für Dokumente mit vielen Seiten bietet das Layoutprogramm Vorteile durch die Verwendung von Musterseiten, Absatz- und Zeichenformatvorlagen. So lassen sich nachträglich im gesamten Dokument die Schriftstile mit wenigen Klicks ändern. Auch sonst bietet das Programm mit seinen zahlreichen Funktionen einen optimalen Anwendernutzen.

Die wohl kräftigsten Argumente, die für "InDesign" gegenüber anderen Layoutprogrammen wie "Word" und "Powerpoint" sprechen, sind die Anforderungen an die Druckvorstufe! Zwar können in "Word" und "Powerpoint" angelegte Dokumente optisch schön aussehen, jedoch fängt eine Druckerei nicht viel mit den daraus entstehenden Daten an. Die Microsoft-Programme speichern alle Daten komplett im Farbmodus RGB und mit einer Auflösung von nur 72 dpi. Für den Druck wird aber der CMYK-Farbmodus (siehe Blogbeitrag "Den Farbraum verstehen" von Robert Seidel) und eine Auflösung von 300 dpi benötigt. Auch Überdruckungs-, Überfüllungs- und Aussparungsattribute für Objekte sowie Farbauftrag und Farbseperation lassen sich über "InDesign" steuern.

Aus genau diesen Gründen ist "InDesign" für druckbare Layouts unerlässlich! Jeder Drucker, der Ihre angelieferten Daten weiterverarbeiten soll, wird es Ihnen danken ;-)

 

Das Erstellen und Bearbeiten von elektronischen Medien

Zu den elektronischen Medien zählen unter anderem animierte Präsentationen, Internetauftritte, Social-Media-Plattformen und Webshops. Diesem Thema möchte ich jedoch aufgrund seines Umfanges einen separaten Blogbeitrag widmen.

 

Fazit: Immer zuerst überlegen, welches Programm sich am besten für eine Arbeit eignet, bevor man in voreiligen Aktionismus verfällt oder sich aus falscher Sparsamkeit mit ungeeigneten Büroanwendungen grafisch betätigt!

Geschrieben von Robert Seidel Kategorie Design, Technik

Über den Autor

Robert Seidel

Robert Seidel

Robert Seidel ist Mediengestalter mit Herzblut. Von der Bildbearbeitung über die Gestaltung hochwertiger Broschüren bis hin zu Websites realisiert er spannende Projekte. Die Qualität Seiner Blogbeiträge schätzen wir sehr, deshalb führen wie Ihn hier als Gastautor weiter.