Mit der Beautyretusche zum perfekten Foto
In diesem Blogbeitrag widme ich mich der Beautyretusche. Sie haben eine Retusche garantiert schon einmal gesehen, wenn vielleicht auch unbewusst. Eine Retusche bezeichnet die nachträgliche Veränderung eines Fotos.
Bei Industrie- und Produktfotos werden zum Beispiel Maschinen oder Autos im Studio ausgeleuchtet, fotografiert und nachträglich in eine andere Umgebung eingesetzt. Allein die Spiegelungen und Lichtverhältnisse der neuen Umgebung bedeuteten da schon viel Aufwand für denjenigen, der die Bilder zusammenfügt.
Die Beautyretusche dagegen ist kein übliches Retuscheverfahren, sondern eine besondere Form der Fotomanipulation, die sich dafür vieler Retuschetechniken bedient. Im Gegensatz zur Retusche geht es bei der Beautyretusche nicht hauptsächlich um die Beseitigung von Bildfehlern. Die Beautyretusche wird meist im Bereich der Werbung und der Glamour- und Modefotografie eingesetzt. Beinahe alle kommerziellen Fotos sind dort manipuliert und nachträglich aufgehübscht.
In der Beautyretusche gibt es viele Möglichkeiten:
- Beseitigung von Hautunreinheiten oder Details wie Muttermalen und Haaren
- Beseitigung von Falten sowie Hautstraffung und -glättung
- Beseitigung von Asymmetrie
- Bleichung der Zähne
- Änderung von Proportionen
- Verminderung von Übergewicht und Betonung attraktiver Elemente
- Schärfung und Aufhellung der Augen
- Erhöhung des Haarvolumens
- Belichtung von Schatten
- Abdunklung von Glanzlichtern
... und vieles mehr
Die Beautyretusche Schritt für Schritt
Beispiel: Hautunreinheiten entfernen
Hautunreinheiten will auf Werbefotos keiner sehen. Rote Flecken, Pickel und Narben – wie hier im Stirn- und Kinnbereich – werden mittels einem Reparatur-Pinsel- und Stempel-Werkzeug abgedeckt und somit einfach entfernt. Dabei sollte ein entsprechend weicher Pinsel gewählt werden, um einen schönen Übergang zum Hautbild zu schaffen.
Beispiel: Hautbild glätten/verfeinern
Die Gesichtshaut hat eine natürliche Struktur und weist mit zunehmendem Alter vermehrt Unebenheiten auf. Ein strahlender Teint gilt als Symbol einer gesunden Lebensweise und lässt das Model jung wirken. Mit diesem Retusche-Schritt kann das Hautbild geglättet und verfeinert werden. Mit einem großflächig angewendeten Weichzeichnungsfilter würde die Haut unnatürlich aussehen, weshalb man Hautpigment für Hautpigment manuell mit einem Weichzeichner überarbeiten muss. Natürliche Schönheitsmerkmale und Sommersprossen sollten dabei nicht überdeckt werden, da sie sonst den Charakter des Models wesentlich verändern würden. Wimpern, Augen, Nasenlöcher und Lippen werden ausgespart, weil hier eine angewendete Weichzeichnung stark auffallen würde.
Beispiel: Falten glatt bügeln
Mit diesem Retusche-Schritt kann das Model auf dem Foto um einige Jahre jünger werden. Der Schatten in tiefen Falten kann so weit aufgehellt werden, dass die Gesichtszüge glatter wirken. Allerdings muss um die Nase herum vorsichtig gearbeitet werden, da das Gesicht bei zu starker Bearbeitung der Nasenschatten schnell platt wirken kann. Ansonsten darf auch mit geringer Deckkraft der Kopierstempel angewendet werden.
Beispiel: Zähne aufhellen
Kaffee, Rotwein und Zigaretten sorgen für Verfärbungen der Zähne. Kinder trinken weder Kaffee oder Rotwein, noch rauchen sie – kein Wunder also, dass weiße Zähne als Symbol für Jugendlichkeit gelten. Um gelbliche Zähne weiß werden zu lassen, verwendet man das Aufheller-Werkzeug für die Mitteltöne und Schatten. Das ganze Spiel sollte man aber nicht übertreiben, da die Zähne schnell unnatürlich aussehen können. Auch kann man mit der selektiven Farbkorrektur die Verfärbungen mildern.
Beispiel: Augen betonen
Frauen bringen ihre Augen mit Wimperntusche, falschen Wimpern, Kajal und Eyeliner zum Strahlen. Dies kann auch in der Beautyretusche nachträglich mit einigen Handgriffen erfolgen. Mit dem Verflüssigungsfilter können die Augen vergrößert und neu geformt werden. Die Wimpern können per Kopierstempel verdichtet und rote Augen entfernt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, mittels Farbton- und Sättigungsregler die Augenfarbe zu verändern oder aufzuhellen.
Beispiel: Haare verdichten und färben
Bei aller Sorgfalt vor und während der Aufnahmen kann es vorkommen, dass am Ende nicht alle Haare so liegen, wie es gewünscht ist. Mit dem Kopierstempel können die Haare verdichtet und per Verflüssigungsfilter neu in Form gebracht werden. Oftmals ist es auch hilfreich, bestehende Bildteile der Haare zu kopieren und anzusetzen. In meinem Beispiel habe ich den Haaransatz leicht nach unten versetzt und den Bart verdichtet und unter der Unterlippe entfernt.
Beispiel: Schatten aufhellen und Glanzlichter abdunkeln
Oftmals können die Schatten auf einem Foto zu dunkel und die Glanzlichter viel zu hell sein. Für dieses Unbehagen kann man in der Retusche Abhilfe schaffen. Hierbei werden die zu dunklen Schattenbereiche mit dem Abwedler-Werkzeug aufgehellt und die zu hellen Bereiche mit dem Nachbelichter-Werkzeug abgedunkelt.
Finales Ergebnis
Hier sehen Sie nun das fertige Ergebnis meiner Beautyretusche – links die originale Ausgangsbasis und rechts das final retuschierte Foto.
Fazit
Fotobearbeitung – speziell die Beautyretusche – ist in der heutigen Zeit gar nicht mehr wegzudenken. Wir leben in einer Welt, in der in allen Bereichen nach Perfektionismus gestrebt wird, und so kann man in der Beautyretusche auch schnell dazu neigen, zu übertreiben. Nur Fotos, die nicht als Fotomanipulation erkennbar sind, sind auch gute Fotos die vom Profi gemacht wurden. Dennoch bleibt ein durch Beautyretusche manipuliertes Foto ein Kunstprodukt, welches leider oftmals durch die Dominanz in den Massenmedien zum (unrealisierbaren) Schönheitsideal wird. Generell gilt: Je besser die Ausgangsbasis des originalen Fotos ist, desto hochwertiger kann das Retusche-Ergebnis sein.
Hier noch ein kurzes Video im Zeitraffer, welches belegt, dass in der Beautyretusche alles möglich ist: