Bitte keine Werbung!?
Diese für mich völlig unverständliche und von absolut mangelnder Loyalität des deutschen Verbrauchers zu unseren ehrenhaften werbetreibenden Unternehmen geprägte Grundhaltung greift leider wild um sich.
Im Business wie privat. Egal, ob am heimischen Briefkasten, am Telefon, per Spamfilter oder sonntags im öffentlich-rechtlichen Radio- und TV-Programm. Der für die Kommunikationsbranche und deren Kunden so wichtige Business-Kunde und/oder Endverbraucher entzieht sich zunehmend feige seiner Verantwortung als Konsument.
Exemplarisch einige Fakten in Sachen Haushaltswerbung (Quelle: www.burdanews.de): "Die Zahl der Werbeverweigerer in Deutschland wird auf 20 % geschätzt, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. In vielen Großstädten liege der Wert sogar bei bis zu 50 %. So lehnen beispielsweise im Postleitgebiet 72076 der Stadt Tübingen 63 % aller Haushalte Postwurfsendungen ab, in München im Postleitgebiet 80336 sind es dagegen nur 17 %. Bei einer Befragung von 500 Werbeverweigerern, die das Institut für Dialogmarketing (IDM) im Sommer 2006 in Berlin durchführte, ergab sich, dass dort mehr als 20 % aller Briefkästen mit dem Hinweis „Bitte keine Werbung einwerfen“ gekennzeichnet sind.
Wo kommen wir da hin?
Noch brisanter wird der Sachverhalt durch das aktuelle Urteil des Landgerichts Lüneburg (Az: 4 S 44/11): Postwurfsendungen im Briefkasten sind auch dann eine unzumutbare Belästigung und ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, wenn der Briefkasten keine klare Kennzeichnung des Werbeverweigerers, wie etwa "bitte keine Werbung", trägt!!!
Geklagt hatte ein Rechtsanwalt (wer sonst?) aus Lüneburg gegen die Deutsche Post AG. Ihm waren, obwohl er mehrfach schriftlich gegen die Zustellung der wöchentlichen Sendung „Einkauf aktuell“ protestiert hatte, immer wieder Ausgaben zugestellt worden. Einen Aufkleber „Werbung nein danke!“ wollte der Anwalt partout nicht an seinem Briefkasten anbringen. In der Praxis bedeutet dies, dass Postboten ab sofort lange Listen mit Sperrvermerken mitführen und vor jedem Einwurf genau prüfen müssen, ob sie die jeweilige Sendung überhaupt zustellen dürfen. Mal sehen, ob wir unter diesen Bedingungen zukünftig unsere Post noch tagesaktuell erhalten werden.
Über die fatalen Auswirkungen für das Verteilergewerbe und die werbetreibende Wirtschaft, speziell deren ausgebremsten Absatz, hinaus greift diese Verweigerungshaltung direkt in den fragilen Beschäftigungsgrad der bundesdeutschen Werbewirtschaft – mit immerhin ca. 550.000 Arbeitsplätzen (Quelle: www.zaw.de) massiv ein. Man stelle sich mal vor, was diese halbe Million Beschäftigter – zumeist Freigeister – anrichten könnte, wenn sie keinen geregelten Job in der Kommunikationsbranche hätte!
Daher mein Plädoyer an den potenziellen deutschen Werbeempfänger, ob geschäftlich oder privat: Nehmen Sie die wertvollen Tipps und Verbraucherinformationen ernst, beenden Sie Ihre Blockadehaltung und nutzen Sie Ihre Vorteile bei innovativen Dienstleistungen, individuellen Mehrwerten, Geschäftsideen, Rabatten, Schnäppchen und zeitlich befristeten Angeboten! Das ist Ihre demokratische Chance, an der wirtschaftlichen Entwicklung aktiv teilzunehmen, für sich selbst die besten Angebote herauszupicken und zum weiteren erfolgreichen Ausbau unserer Volkswirtschaft beizutragen.
Für unsere Kunden und interessierte Unternehmen kann ich gleichzeitig Entwarnung geben: Es gibt immer Mittel und Wege, die Werbebotschaft erfolgreich und direkt ins Ziel zu transportieren. Die Kanäle ändern sich, die Spielregeln auch, aber – und das ist der positive Aspekt – die Möglichkeiten steigen!