Der Privatkredit. Eine Win-win-Situation für Investor und Unternehmer
Für so manchen Jung-Unternehmer ist die Suche nach einer Finanzspritze fürs Unternehmen mit einem Spießrutenlauf zu vergleichen. Um bei einem Bankinstitut einen Unternehmerkredit zu erhalten, müssen häufig unzählig viele Unterlagen beigebracht werden, die neben dem ohnehin schon aufwändig erstellten Businessplan zeigen sollen: Dieser Unternehmer wird das geliehene Geld auch zurückzahlen können. Doch was ist die Alternative?
Ein Privatkredit! Diese Option wurde mittlerweile derart professionalisiert, dass sie fernab vom Klinkenputzen zu finden ist und eine Win-win-Situation für Jung-Unternehmer und Investoren gleichermaßen darstellt.
Abbildung 1: Die To-do-Liste eines jungen Unternehmers ist lang. Und für fast jeden kleinen Schritt auf der Karriereleiter ist Geld nötig – vielleicht sogar aus einem Privatkredit.
Privatkredit: Sein Titel ist wahrlich irreführend
Nimmt man den Privatkredit einmal genau unter die Lupe, so wird der Wandel deutlich, den diese Kreditvariante in der Vergangenheit vollzogen hat. So manch einer kann sich noch an Zeitungsinserate erinnern, die in etwa so lauteten: „Suche Kredit von privat.“ Auch gab es die Option, bei Onkel, Tante, Oma oder Opa um eine Finanzspritze zu bitten. Heute präsentiert sich der Privatkredit in einem ganz neuen Rahmen. Es gibt inzwischen einige deutsche Anbieter für einen seriösen Kredit von privat. In der Praxis treffen sie sich – dem heutigen Zeitalter entsprechend – online. Dort geht es bildlich gesprochen so ähnlich zu wie in einem Auktionshaus.
- Auf der einen Seite stehen diejenigen, die einen Geldbedarf haben. Warum sie diesen haben, warum sie das private Investment nicht aus dem Ersparten nehmen können oder wofür ein Start-up Geld braucht, wird detailliert beschrieben. Experten raten dazu, möglichst genau und ein Stück weit auch persönlich zu werden – dann liegen die Erfolgschancen, einen Investor zu begeistern, besonders hoch. Und letztlich beweist ein Gründer so auch, dass er für seine Idee brennt – und bringt damit eine seiner wichtigsten Eigenschaften mit. Je nach Kreditgeber können bereits vom Kreditnehmer Wunschoptionen mit Blick auf die zu zahlenden Zinsen angegeben werden.
- Auf der anderen Seiten stehen die Privatpersonen, die im Geldmarkt nach Anlageoptionen suchen, die sich mehr rentieren, als das ersparte oder verdiente Geld auf einem Sparbuch mit geringen Zinsmöglichkeiten zu deponieren. Sie durchforsten nun die „Investment-Angebote“ von Privatpersonen oder Start-ups. Finden sie dabei ein Projekt, das ihnen inhaltlich und auch mit Blick auf die Konditionen zusagt, geben sie ihr mögliches Investment an.
Warum diese Konstellation zur Win-win-Situation für beide Seiten werden kann, zeigt sich bei diesem Konstrukt sehr deutlich: Der Privatmann oder Unternehmer (1), der bei einem klassischen Bankinstitut vielleicht aufgrund mangelnder Sicherheiten keinen Kredit erhalten hätte, kann bei dieser Form von Privatkredit vor allem inhaltlich überzeugen.
Der Investor (2) hat die Möglichkeit, in ein Projekt zu investieren und so angespartes Geld über die Zahlung von Zinsen zu vermehren. Das Risiko wird dabei selbst ausgewählt und damit auch verantwortet. Durch die Aufspaltung der gewünschten Investitionssumme auf mehrere Projekte kann das Risiko vergleichsweise überschaubar gehalten werden. Gerade dieser Punkt wird allerdings zum Nachteil für den Kreditnehmer: Je nach Projekt kann es bis zum bewilligten Kredit eine Weile dauern, weil das Geld erst dann ausgeschüttet wird, wenn sich genug Investoren gefunden haben.
Inhaltlich überzeugen zu wollen, ist kein Novum
Vorgeführt wird dieser Ansatz regelmäßig im Fernsehen. „Die Höhle der Löwen“, das Vox-Format, zeigt, wie es funktioniert, mit einer Idee einen Investor zu überzeugen. Regelmäßig wird auch über die Erfolgsgeschichten berichtet – vor allem dann, wenn durch die Presse geht, dass zugesagte Deals in der Realität (bzw. nach Drehschluss) wieder gecancelt wurden. Wo es geklappt hat, zeigt diese kurze Aufstellung.
- Ralf Dümmel investierte in einen waschechten Erfinder, Karl-Heinz Bilz, der die Abfluss-Fee in der eigenen Garage ausgetüftelt hat. Ein Statement des Investors gibt es in diesem Video.
„Little Lunch“, im Interview mit Judith Williams
- Judith Williams, eine weitere Löwin, präsentiert „ihre“ Start-up-Schützlinge von Little Lunch ebenfalls bei Youtube.
Was der Unterschied zwischen dem Löwen-Konzept und dem Privatkredit ist? Der Deal ist grundlegend unterschiedlich gestrickt. Bei der Höhle der Löwen kaufen sich die Löwen in aller Regel für einen Betrag X ins Unternehmen ein. Was der Gründer dafür bekommt, ist Geld, Know-how, Netzwerk und die PR, die es ganz unweigerlich gibt, wenn die Show ausgestrahlt wird. Berichtet wird von diesen Erfolgsquoten: „3,32 Millionen Leute sahen also am Dienstag den gigantischen Vox-Erfolg ‚Die Höhle der Löwen‘. Damit wurde der bisherige Rekord aus dem September noch einmal um 240.000 Seher nach oben geschraubt. Auch der Marktanteil von 11,3 Prozent ist eine neue Bestleistung.“ Zudem ist das eingangs vorgestellte Privatkredit-Modell letztlich nicht nur für Jung-Unternehmer gemacht, sondern auch für Privatpersonen, die kein reguläres Bankdarlehen erhalten können.
Und Gründer? Die haben ihrerseits ebenfalls weitere Optionen, in der Regel außerhalb des Fernsehens. Die Zuschüsse, die dafür seitens der Bundesagentur für Arbeit gewährt werden, sind hier zusammengefasst.