Soziales Netzwerken 1.0 - das reale Leben
Die Segnungen der Neuzeit sind fantastisch: Über Facebook, StudiVZ, StayFriends & Co. können wir mit alten Freunden auf der ganzen Welt rund um die Uhr in Kontakt bleiben und sogar täglich neue Freunde dazugewinnen.
Das alles bequem übers Web, via PC oder sogar per Smartphone von unterwegs. Dass diese Zeiterscheinung kein Spleen der Jugend oder ein nur vorübergehender Modetrend ist, zeigen die schieren Zahlen, z.B. Facebook mit derzeit 21,6 Mio. Nutzern allein in Deutschland. Tendenz weiter steigend. Also: Facebook hat mehr Mitglieder als der ADAC, der ehemals größte Club Deutschlands.
Für Geschäftsleute und solche, die es werden wollen, sog. "Business Professionals", bieten sich analog Portale wie Xing oder LinkedIn an. Hier gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit "Freunden" in Kontakt zu stehen, sich auszutauschen, an interessanten Foren teilzunehmen oder einfach: sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Auch die Möglichkeit zum Knüpfen von Kooperationen oder das Gewinnen von kompetenten Partnern und Mitarbeitern funktioniert sehr gut. Wir selbst haben beste Erfahrungen gesammelt, als wir vergangenes Jahr über Xing eine offene Stelle in kürzester Zeit erfolgreich besetzen konnten.
Der größte Fehler ist es aber, wenn man sich in diese Business-Portale mit dem festen Vorsatz stürzt, hier ganz schnell neue Kunden zu gewinnen. Das klappt nur in Ausnahmefällen. Besser eignet sich hierzu das reale Leben.
Meine Erfahrung zeigt ganz klar, dass es keinen Ersatz für den persönlichen Kontakt gibt. Ein altes Klischee besagt ja, dass die besten Geschäfte auf dem Golfplatz gemacht werden. So aufwändig muss man da aber gar nicht herangehen, denn auch im Kleintierzüchter- oder Sportverein sitzen mitunter interessante Geschäftsleute und somit potenzielle Kunden. Idealerweise engagiert man sich in lokalen, regionalen oder überregionalen Organisationen, in denen man seine Zielkunden vermutet und diese dann auch persönlich kennenlernt. Neben der reinen Mitgliedschaft hilft es natürlich sehr, wenn man eine exponierte Funktion bzw. ein Ehrenamt einnimmt, z.B. als Beirat, Vorstand, Kassierer, Schriftführer, Pressesprecher .... Darüber hinaus sollte man natürlich auf wichtigen Veranstaltungen, Vorträgen etc. präsent sein und die Gelegenheit zum Smalltalk mit anderen Gästen nutzen. Irgendwann kommt immer die Frage: "Und was machen Sie denn so?" – Dies ist die große Chance und der erhebliche Unterschied zum virtuellen sozialen Netzwerk.
Ganz konkret beruhen meine Erkenntnisse auf den Tätigkeiten als Beirat und Pressesprecher im hiesigen Handels- und Gewerbeverein (dem VVF e.V.) und als Leiter des Arbeitskreises Marketing sowie als Mitorganisator einer regionalen Veranstaltungsreihe im größten deutschen Beraternetzwerk für Unternehmensberater, Steuerberater und Rechtsanwälte (dem IBWF e.V. – Kooperationspartner des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft BVMW e.V.). Die Kontakte und Projekte, die ich in oder über diese Netzwerke in den vergangenen Jahren gewonnen habe, tragen erheblich zum Erfolg unseres Unternehmens bei. Aber Vorsicht: Der Zeitaufwand ist nicht unerheblich, darüber muss man sich im Vorfeld klar sein.
Meine passende Lieblings-Anekdote zum Schluss: Einen sehr guten und langjährigen Kunden konnten wir gewinnen, da mich der Senior-Chef dieses Unternehmens auf einem Fachvortrag in einem Stuttgarter Hotel hörte und mich wenige Minuten danach, auf der Toilette neben mir stehend, bat, unser Leistungsspektrum in seinem Unternehmen persönlich vorzustellen. Tja, so kann es gehen.