12
Januar
2017

Wann erfolgt Erfolg?

Franziska Ambacher: Wann erfolgt Erfolg?Zum Jahreswechsel ist der Begriff Erfolg omnipräsent. Ob im Jahreshoroskop oder auf Glückwunschkarten – überall wünscht man uns persönlichen und unternehmerischen Erfolg, den wir uns selbst vermutlich genauso für ein erfüllendes neues Jahr wünschen.

Wahrer Unternehmenserfolg muss meiner Auffassung nach jedoch völlig anders bewertet werden, als uns dies in zahlreichen Ratgebern landauf, landab vermittelt wird. Erfolg stellt für mich immer eine Folgeerscheinung von verantwortlichem, sinn- und wertvollem Handeln dar. Nur so kann etwas bewirkt werden, das zu unser aller Lebensqualität beiträgt – beruflich wie persönlich.

Die erfolgreiche, persönliche Vorleistung 

In vielen Führungszirkeln wird jedoch Erfolg nur an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen gemessen und damit fast krankhaft als selbstverständlich steigerungsfähig erwartet, ohne dabei jemals reflektiert zu haben, dass man des Erfolges schließlich auch würdig sein muss. 

Ist die persönliche Vorleistung nicht gegeben, stellt eine dennoch gezollte Bonuszahlung für Topmanager nicht nur in meinen Augen die größte Absurdität dar, da diese aufgrund ihrer nachweislich schlechten und zugleich unethischen „Leistungen“ auch noch belobigt werden. Wie sollen in solchen Führungskulturen Tugenden wie Demut, Mäßigung, Vertrauen, Verantwortung und Integrität wieder zu einer notwendigen Renaissance geführt werden?

Der Erfolg auf Kosten anderer

Gelebte Anti-Werte wie Verantwortungslosigkeit, Gier, Hochmut und Egoismus diverser Unternehmensverantwortlicher, wie kürzlich zum Beispiel während des Dieselgate zu beobachten war, machen deutlich, dass ethisches Wirtschaften in Unternehmen leider nicht  die oberste Priorität besitzt. 

Erfolg im Sinne der Nachhaltigkeit kann niemals Erfolg auf Kosten anderer oder der Umwelt bedeuten. Darüber hinaus zieht ein parallel dazu auffällig diktatorisches Durchregieren immer Konsequenzen für die sogenannten „anvertrauten Mitarbeiter“ eines mies geführten Unternehmens nach sich. 

Weil im Anschluss an öffentlich gewordene Wirtschaftsskandale stets die Zeche von den Mitarbeitern bezahlt wird, beweisen verantwortungslose Unternehmensführer, wie es ihnen gelingt, mit ihrer menschen- und umweltabgewandten Haltung nachhaltigen und langfristigen Erfolg in weite Ferne zu rücken.

Der Erfolg ist nur der Widerschein

Erfolgreiche Unternehmen hingegen orientieren sich an ihren Kunden und Mitarbeitern, weil sie deren Erfolg im Auge haben – nicht den eigenen –, der erfolgt, wenn Erfolg erfolgt ist, im Nachgang.  

„Erfolg ist, wie der Name schon sagt, etwas,
das nicht zuerst da ist, sondern das auf etwas folgt.
Erfolg ist nur der Widerschein eines Ereignisses,
nicht das Ereignis selbst. Darum kann man einen
Erfolg nicht erzielen, er muss erfolgen.“ 

(Walter Böckmann – zitiert nach Viktor E. Frankl – 1923-2014, dt. Autor, Soziologe und Psychologe, Vordenker der sinnorientierten Führung)

Der Erfolg basiert auf drei Werte-Säulen

Ein sinnvoller und nachhaltiger Weg zum Erfolg braucht eine handfeste Basis: Indem Werte verwirklicht werden, entsteht wert- und sinnvolle Leistung. Sie werden sich fragen, von welchen Werten ich genau spreche. Im Unternehmenskontext dreht es sich letztlich um drei konkrete Werte-Säulen:

  1. Persönliche Werte jeder einzelnen Führungskraft
  2. Persönliche Werte jedes einzelnen Mitarbeiters
  3. Unternehmenswerte, die sich im Laufe der Unternehmensentwicklung (geprägt vom Gründer/ der Gründerin) etabliert haben

Um ethisches Wirtschaften aktiv zu betreiben, braucht es die Liebe und das uneingeschränkte Interesse für Kunden und Mitarbeiter, um der Führungsaufgabe, also Menschen im Allgemeinem gerecht werden zu können. 

Die Beschäftigung mit Menschen geht immer mit der Beschäftigung von Werten einher. Unsere Werte machen unsere authentische Persönlichkeit aus und stehen für innere Orientierung im Leben. Ob Sie dies nun im Zuge von externen oder internen Kunden (Mitarbeitern) betrachten wollen, das Wissen darum und dessen angewandte Praxis macht Ihre Führungsexzellenz erst aus.

Der erfolgreiche Blick in den Spiegel

Führungskräfte tun demnach gut daran, zunächst zu reflektieren, welche Werte und welches Sinnbedürfnis sie bei sich selbst ausmachen. Denn nur wer sich selbst führen kann, ist auch in der Lage, andere angemessen und situativ zu führen. Ohne den Blick in das eigene Spiegelbild wird Führung nicht erfolgreich sein. 

Ist der eigene, persönliche Wertekanon bekannt, werden Sie Ihre Zielsetzungen in einen viel größeren Rahmen einbetten und überprüfen können, ob Sie mit Ihrer Aufgabe und Ihrem Unternehmen überhaupt das tun, was Ihnen selbst wichtig ist. Nach etwaiger Kurskorrektur gilt es im zweiten Schritt, sich sehr genau mit seinen Mitarbeitern, seinen Teams, zu beschäftigen.

Der Erfolg fordert soziales Investment

Ich höre Sie schon innerlich aufbegehren, denn Ihr Führungshandeln lässt Ihnen womöglich gar nicht so viel Zeit, um sich mit Ihren Mitarbeitern tiefergehend auseinanderzusetzen. Wer sich diese Zeit des Kennenlernens und des Austausches auf Augenhöhe jedoch nicht nimmt, investiert nicht in seine persönliche und unternehmerische Karriereentwicklung. Ich bin sicher, die daraus aufkommenden Konsequenzen werden Sie sich nicht leisten wollen. 

Sind Ihnen die Werte und Beweggründe Ihrer Mitarbeiter bekannt, erhalten Sie Zugang zu deren Leistungs- und Motivationsbereitschaft. Mit dieser Praxis wird offensichtlich, ob Ihre Mitarbeiter jeweils am richtigen Platz sitzen, damit deren wertvolles Potenzial im Sinne des Unternehmens und natürlich im Sinne des Kunden nutzbar wird.

Der in- und externe Kundennutzen begründet den Unternehmenserfolg

Last but not least gilt es, sich den Unternehmenswerten zu widmen. Um nachhaltigen und langfristigen Erfolg zu entwickeln, braucht es ein gemeinsames Verständnis dafür, ob das Unternehmen mit seinen Werten überhaupt an etwas Wertvollem mitwirkt, ob dem Kunden mit den Produkten und/oder Dienstleistungen überhaupt gedient ist.

Wenn dies uneingeschränkt mit Ja beantwortet werden kann, tragen alle Unternehmensmitglieder die unternehmerischen Entscheidungen mit, weil sie wissen, dass genau dies der Stoff ist, aus dem die Selbstmotivation und die Leistungsbereitschaft, zum großen Ganzen beitragen zu wollen, gegeben ist.

Häufig erlebe ich übrigens aber das genaue Gegenteil davon. Nicht nur Mitarbeiter, selbst Führungskräfte und Hauptverantwortliche eines Unternehmens wissen oft gar nicht, weshalb ihr Unternehmen ehemals gegründet wurde. Ist diese zentrale Werteorientierung nicht bekannt, darf sich niemand wundern, warum sich keine Motivation und Leistungsbereitschaft auf allen Ebenen einstellt.

Fazit

Nachhaltiger und langfristiger Erfolg erfolgt dann, wenn die Verantwortungsträger eines Unternehmens ihres gewünschten Erfolges auch würdig sind. Dies bedeutet über eine klassische Gewinnorientierung hinaus eine nötige Wiederbelebung von belastbaren Werten und deren ernsthafter Verwirklichung. Der Unternehmenszweck und der daraus resultierende Führungsauftrag macht es möglich, die Welt ein kleines bisschen besser zu hinterlassen, als sie vorgefunden wurde. An dieser Stelle profitiert nicht nur der Einzelne und sein direktes Umfeld, sondern die gesamte Wirtschaft davon.

Geschrieben von Franziska Ambacher Kategorie Unternehmensführung

Über den Autor

Anne Schüller

Franziska Ambacher

Business-Coach, Changemanagement-Consultant und Mediatorin

„Mehr bewegen, anstatt bewegt zu werden"

Franziska Ambacher unterstützt Entscheider und die, die es werden wollen, dabei, einen wertegestützten und sozial kompetenten Führungsstil zu etablieren. Als Expertin für Beziehungsarchitektur, als Business-Coach und Changemanagement-Consultant legt Frau Ambacher ihr Hauptaugenmerk auf den systemischen Ansatz (Wechselwirkung zwischen Individuum, Team und Organisation), um ihre Klienten zu ermutigen, für sich selbst und ihr Lebensumfeld Verantwortung zu übernehmen. Des Weiteren bewusste Entscheidungen zu treffen, die Konsequenzen zu bedenken und für die eigenen Entscheidungen und Handlungen einzustehen.

Zentral sind hierbei nicht nur neue Impulse, sondern vor allem auch die gewinnbringenden Veränderungen im Miteinander einer Organisation. Die Beziehungskultur aller Akteure untereinander ist ausschlaggebend, weshalb der, der Leistung fordert, auch Sinn bieten muss.

Ihr persönliches Credo „Mehr bewegen, anstatt bewegt zu werden" entspricht dem aktuellen Bruch konservativer Arbeitsformen, dem Abbau von Hierarchie und dem Umbau hin zu Netzwerken, damit Mitarbeiter verantwortungsbewusst und begeistert an einem Strang ziehen und Innovation zum festen Teil einer herausragenden Unternehmenskultur wird.

Franziska Ambacher
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