08
Februar
2012

Burnout – ein guter Grund, sich von der Arbeit auszuklinken?

Eine Glosse zum Thema, welches derzeit Hype-artige Auswüchse erzeugt.

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Sie sind schon Mitte 50 und müssen immer noch arbeiten, während andere bereits ihre Abfindungen genießen und Kreuzfahrten machen? Vielleicht aber sind Sie viel jünger und haben keine Lust mehr, sich noch länger dem anstrengenden Arbeitsalltag zu opfern? Die Entwicklung der Renten-Thematik bereitet Ihnen persönliche Sorgen, denn Sie wollen auf keinen Fall bis ins hohe Alter schuften?

Für diese bewegenden Probleme gibt es jetzt den perfekten Ausweg: Sie leiden am „Burnout“ oder haben mindestens ernst zu nehmende Symptome dafür! Sicher, diese Krankheit als solche gibt es gar nicht (dies bestätigt auch das renommierte Branchen-Fachblatt „Apotheken-Umschau“), aber sie wird sehr ernst genommen. Und jeder versteht, was Sie meinen und was Sie haben! Die Geschäftsführung ist erschüttert, der Betriebsrat aufgewühlt. Die Kollegen haben vollstes Verständnis, Freunde raten Ihnen, sich krankschreiben zu lassen. Selbstverständlich wird unser Sozialsystem Ihnen helfen und wahrscheinlich gehören Sie sowieso nur zu denen, die es bisher nicht ausreichend genutzt haben – immer nur einzahlen und nichts dafür bekommen, ts, ts, ts …?

Die elementare Frage lautet also: Wieso hat die ganze Welt einen Burnout, nur ich nicht?

Was ist zu tun?

1. Sie lesen etwa zwei Wochen lang eine Tageszeitung. In dieser Zeit erfolgt mit Sicherheit ein garantiert fundierter journalistischer Beitrag zum Thema oder aber Betroffene kommen zu Wort.

2. Natürlich darf man das Internet nicht auslassen. Mittlerweile meldet sich dort beinahe jeder zu Wort, um über den Verlauf dieser höchst gefährlichen Wohlstandskrankheit zu parlieren.

3. Parallel dazu wächst die Zahl der Sport-, Wellness-, sowie Kurzurlaubs-Angebote und es gibt – natürlich gegen Gebühr – den Rat, sich eine Auszeit zu nehmen.

4. Im Fernsehen hat die Aktualität des Ganzen inzwischen zu echter Betroffenheit geführt, denn warum sonst hätten sich die Plasbergs, Beckmanns, Maischbergers, Jauchs etc. der neuen Volkskrankheit zugewendet und diese in ihren Sendungen breitgetreten?

5. Demnach befindet sich mittlerweile fast jeder im Burnout oder hat ihn bereits gehabt und erfreut sich der auferlegten Schonhaltung. Darum – siehe oben: Warum nicht auch Sie?

Jetzt muss man nur noch alles regeln, was in unserem Lande zu regeln ist! Sie wenden sich an einen für arbeitnehmerfreundliche Diagnosen berüchtigten Arzt und sagen ihm, dass Sie nicht mehr „können“. Dabei ist völlig unerheblich, was Sie nicht mehr können. Entscheidend ist, dass es Sie nervlich völlig fertigmacht! Sie können nicht mehr schlafen, haben Ihr „Katastrophen-Gen“ immer aktiviert, niemand lässt Sie zur Ruhe kommen – der Chef, die Kollegen, überhaupt alle!

Danach wenden Sie sich an die Krankenkasse. Dort werden Sie freundlich begrüßt, denn Sie sind einer derjenigen, die zur fulminanten Steigerung – derzeit so um die 12% (!) – an Burnout-Fällen beiträgt und dafür sorgt, dass die Beiträge über kurz oder lang wieder steigen. Ach ja, schließlich haben Sie erst einmal für ½ Jahr absolute Ruhe und wenn Sie zur Arbeit zurückkehren, dann behandelt man Sie endlich so, wie Sie es immer wollten: vorsichtig, freundlich, behutsam und mit sorgenvollem Blick auf Ihr Wohlergehen – fast so wie ein „rohes Ei“.

Vergleiche? Ich erinnere mich gut daran, dass wir vor ungefähr 20 Jahren schon einen ähnlichen Effekt hatten. Damals ging es um den „Stress“. Es gab kaum einen arbeitenden Menschen, der dieses Problem nicht kannte oder hatte. Die Forschung fand schließlich heraus, dass es den positiven Eu-Stress und den negativen Di-Stress gibt. Danach war das Thema bald beendet und heute hat man ihn eben manchmal – den Stress. Ähnliches wird uns (hoffentlich) bald mit dem Burnout widerfahren ...    

Das Beste für Sie persönlich wäre allerdings, wenn Sie auf Dauer ganz entspannt und voller Elan Ihre Aufgaben und Herausforderungen bewältigen könnten – ganz ohne Stress, ohne Erschöpfungszustände und ohne Burnout. Den Weg zu dieser Gelassenheit kann Ihnen ein guter Coach jederzeit aufzeigen.

Geschrieben von Hartmut Kissel Kategorie Glosse

Über den Autor

Hartmut Kissel

Hartmut Kissel

Hartmut Kissel ist als Coach und Berater vornehmlich bei KMU tätig. Mit über 20 Jahren Erfahrung in Führungs-, Vertriebs- und Kommunikationsthemen ist er heute als Coach mit systemischer Ausbildung aktiv. Seine Kunden schätzen ihn als kritischen Fragensteller, der bei unternehmerischen Entscheidungen immer auch deren Wirksamkeit auf andere Beteiligte oder Betroffene hinterfragt.

Seit 2001 begleitet Hartmut Kissel Unternehmer sowie Führungskräfte der Wirtschaft und unterstützt diese in allen persönlichen Themen der Führung bzw. Kommunikation.

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Hartmut Kissel
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